Was Sie schon immer über Akupunktur wissen wollten...

Wann kann Akupunktur eingesetzt werden?

Im Gegensatz zu China, wo Akupunktur neben der Kräutermedizin häufig als einzige Behandlung durchgeführt wird,
setzen wir im Westen Akupunktur ein, wenn bisherige Behandlungen keine Besserung zeigten oder wenn eine Behandlung
wegen starker Nebenwirkungen nicht durchgeführt werden kann.

Bei Pferden wird Akupunktur unter anderem bei folgenden Krankheitsbildern eingesetzt:
und bei Kleintieren:

Wie wirkt Akupunktur?

Die Akupunktur beeinflusst alle wichtigen physiologischen Systeme. Sie wirkt hauptsächlich auf das zentrale Nervensystem
und damit auf den Bewegungs- und Kreislaufapparat einschließlich der hormonellen Systeme.
Akupunktur fördert die Zirkulation und die Freisetzung von Neurotransmittern und Neurohormonen unter anderem von Endorphinen,
den sogenannten Schmerz-Killer-Hormonen.
Akupunktur lockert Muskelspasmen, stimuliert die Nerven und das Abwehrsystem.
Die chinesische Philosophie beschreibt Krankheit als Energieungleichgewicht. Mit Hilfe von Akupunktur erfolgt ein Energieausgleich

und dadurch ein Anstoß zur Selbstheilung des Tieres.

Ist Akupunktur schmerzhaft ? wie reagieren Tiere darauf?

Akupunktur wird mit sterilisierten Stahlnadeln durchgeführt. Beim Eindringen der Nadel in die Haut reagieren sensible Tiere gelegentlich.
Sind die Nadeln dann korrekt gesetzt, entspannen sich die meisten Tiere und schlafen sogar während der Behandlung.

Ist Akupunktur sicher?

Die Akupunktur ist eine der sichersten Therapiemethoden, wenn sie von einem erfahrenen Akupunkteur angewandt wird. Nebenwirkungen sind

äußerst selten. Gelegentlich verschlechtert sich kurzfristig der Zustand eines Tieres bevor er sich verbessert,
d.h. es kann eine Erstverschlimmerung auftreten wie bei der Homöopathie.
Da die Wirkung der Akupunktur auf körpereigener Heilung basiert und keine chemischen Stoffe verabreicht werden, entwickeln sich Komplikationen,
wenn überhaupt, nur äußerst selten.

Wie oft und wie lang muss behandelt werden?

Behandlungen dauern, abhängig von der Krankheit und der angewandten Heilmethode, von 10 Sekunden bis zu 30 Minuten. Zur Stimulation
der Akupunkturpunkte gibt es neben Nadeln noch weitere Akupunkturverfahren wie z.B. Elektroakupunktur,
Injektion einer Flüssigkeit in den Akupunkturpunkt, Moxibustion (Erwärmen des Punktes) oder Laserakupunktur. Die Patienten werden meist 1-3 mal
pro Woche über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen behandelt. Eine positive Wirkung stellt sich je nach Krankheit,
meist bereits nach den ersten 2?4 Behandlungen, manchmal auch früher ein.




...und für besonders Wissbegierige:

Akupunktur

Akupunktur ist Teil der Chinesischen Medizin und eine Therapie über ausgewählte Punkte der Haut und tiefer gelegenen Gewebsschichten.
Sie bewirkt Veränderungen von Körperfunktionen, das heißt, Akupunktur unterstützt den Körper bei der Selbstheilung.
Akupunktur (von lateinisch acus = scharf, pungere = stechen) steht für die Behandlung bestimmter Körperpunkte mit Nadeln. Die Akupunkturpunkte
können außerdem auch durch Wärme (Moxibustion) oder Fingerdruck (Akupressur) stimuliert werden. Diese Punkte sind in der Lage,
durch Stimulation biochemische und physiologische Abläufe anzuregen. Akupunktur wird seit etwa 4000 Jahren sowohl
bei Tieren als auch bei Menschen erfolgreich eingesetzt und wird von einer steigenden Anzahl von Tierärzten benutzt. Es ist kein Allheilmittel,
aber bei entsprechender Indikation sehr wirkungsvoll.


Wirkprinzip

Die wichtigste Voraussetzung für die Akupunkturwirkung ist ein intaktes Gefäß- und Nervensystem. An gelähmten Körperteilen, mit Anästhetika
infiltrierten, durch mechanischen Druck oder durch Kälte beeinflussten Akupunkturpunkten ist
die Akupunkturwirkung deutlich reduziert oder aufgehoben. Zerstörtes Gewebe kann durch Akupunktur nicht regeneriert werden; ein Beispiel hierfür ist
die totale Querschnittslähmung, jedoch ist die Regenerationsfähigkeit des Hunderückenmarks höher als die des Menschen.


Der Akupunkturpunkt

Es ist empirisch bekannt, dass verschiedene kleine Hautareale erhöht druckschmerzempfindlich werden oder spontan schmerzen, wenn bestimmte Störungen
des Allgemeinbefindens vorliegen. Jeder "Schläfenkopfschmerzpatient" empfindet eine Milderung seiner Schmerzen bei Druck
auf den Punkt EMP 9 (das ist eine bestimmte, bei allen Patienten gleichliegende Stelle an der Schläfe).
Drückt man bei einem Kopfschmerzpatienten auf den Punkt Gb 20 tritt entweder eine augenblickliche Verschlimmerung oder eine vorübergehende Besserung ein.
(Nach Alkoholabusus ist der Schmerz verstärkt, Druck verschlimmert nach der chinesischen Lehre Yang-Fülle; hierbei handelt es sich
um unkontrolliertes Emporschlagen des Leber-Yang).
Außerdem wird die Endorphinsynthese durch Akupunktur beeinflusst.
Der Akupunkturpunkt weist eine erhöhte Anzahl von Nervenendigungen auf. Ebenso ist der Hautwiderstand dort erniedrigt. (Auf dieser Tatsache beruht
die Funktion der Punktsuchgeräte, sie messen den Hautwiderstand).
Die Größe der Akupunkturpunkte variiert entsprechend den anatomischen Proportionen, beim Pferd haben sie etwa die Größe eines 2 € Stücks.
Es handelt sich um leicht eindellbare Hautareale, die druckschmerzhaft oder drucksensibel sind.
Akupunkturpunkte liegen vorwiegend an Ansatzstellen von Muskeln und Sehnen, in Knochendellen, sowie in unmittelbarer Nähe von Nerven und Blutgefäßen.
In Europa werden die Akupunkturpunkte mit Nummern bezeichnet (z.B. LG 16), in China mit Namen ("Palast des Windes" zur Behandlung einer schädigenden Windeinwirkung.


Yin-Yang (-Entsprechungssystem)

Das chinesische Schriftzeichen hierfür bedeutet die schattige bzw. sonnige Seite eines Hügels.

Yin Yang
Nacht
Dunkel
Winter
Erde
Kälte
Wasser
Statik
Weiblich
Innen
Ruhe
Tag
Licht
Sommer
Himmel
Wärme
Feuer
Dynamik
Männlich
Außen
Bewegung

Einen gesunden Organismus stellen sich die Chinesen etwa wie ein Mobile vor: sind Yin und Yang im Gleichgewichtszustand,
ist der Körper gesund. Besteht dieses Gleichgewicht nicht, liegt eine Gesundheitsstörung vor. Mit Hilfe der Akupunktur soll nun
der Gleichgewichtszustand wiederhergestellt werden.


Leitbahntheorie (Meridiansystem)

In der Längsachse des Körpers verlaufen 12 Hauptmeridiane (bzw. Meridianpaare) und 2 Sondermeridiane (bzw. Meridianpaar). Ein
Meridianpaar besteht immer aus einem Yin-betonten und einem Yang-betonten Meridian. In ihnen zirkuliert die Lebensenergie Qi.
Qi wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin verglichen mit dem "aufsteigenden Dampf eines kochenden Reistopfes" (es ist die immaterielle Lebensenergie).
Die klassische Akupunktur geht von der Annahme aus, dass in den 12 Hauptmeridianen ständig Energie fließt, wobei innerhalb der
Hauptmeridiane ein geschlossener Energiekreislauf besteht. Während 24 Stunden wird jeder Meridian (Funktionskreis) für die Dauer
von 2 Stunden maximal von Energie durchströmt (chinesische Organuhr).
Die Akupunkturpunkte sind durch die Meridiane verbunden. Jeder Meridian enthält mindestens
folgende Akupunkturpunkte: Anfangs- und Endpunkt, Tonisations- und Sedationspunkt, Quellpunkt und Durchgangspunkt.
Störungen innerhalb eines Meridians führen entlang dieser Leitbahn zu einer Disharmonie des verbundenen Funktionskreises.
Jeder der 12 Hauptmeridiane besitzt einen Zustimmungspunkt und einen Alarmpunkt. Alle Zustimmungspunkte liegen auf dem Blasenmeridian.
Die Alarmpunkte sind mehr bauchwärts gelegen; sie liegen nicht immer auf ihrem zugehörigen Meridian.


Meisterpunkte

Dies sind:


Fünf-Elemente (-Wandlungsphasen)

Die 5 Elemente sind:

Jedem Element ist ein Geschmacksempfinden, eine Farbe, ein Klimafaktor, eine Entwicklungsstufe, eine Jahreszeit,
ein Speicherorgan, ein Hohlorgan, ein Sinnesorgan, eine Körperschicht und ein Gemütszustand zugeordnet.
Aus physiologischen bzw. pathologischen Vorgängen innerhalb der 5-Wandlungsphasen lassen sich therapeutische Maßnahmen ableiten.
(Sheng-Zyklus: das nachfolgende Element wird gefördert
Ko-Zyklus: das nachfolgende Element wird gehemmt)


Diagnostik (TCM)

Durch Sehen, Hören, Tasten und Fragen


8-Leitkriterien

Yin Yang
Innen
Kälte
Leere
außen
Hitze
Fülle


Indikationen

Lahmheiten, Schmerzzustände, Hauterkrankungen, Lähmungen, Abwehrstärkung bei Infektionskrankheiten, Umfangsvermehrungen, Erkrankungen der
Atemwege und des Magen-Darm-Kanals sowie geburtshilfliche Indikationen und Verhaltensstörungen.
Wie gesagt ist Akupunktur nur bei reversiblen Erkrankungen sinnvoll.


Therapie

Locus-dolendi-Stechen (die Nadel wird dort gestochen, wo es weh tut):
einfachste Form, meist kein nachhaltiger Erfolg. Symptomatische Akupunktur:
nach Stellung einer westlichen Diagnose werden bestimmte Punktkombinationen gestochen ("Kochbuchakupunktur).
Energieausgleich: Grundbehandlung nach der TCM.
Es werden sterile Einmalnadeln, meistens aus Edelstahl verwendet; außerdem gibt es stärkere Spezialnadeln für Großtiere; man kann auch
Injektionskanälen, z.B. für sogenannte "Blutpunkte" verwenden.
Die Haut wird schnell durchstochen, dann wird die Nadel langsam tiefer geführt bis das "De Qi - Gefühl oder
"PSC" (propagated sensation along the channel) ausgelöst wird. Die Verweildauer der Akupunkturnadeln beträgt
normalerweise 15 bis 20 Minuten, es werden ca. 5 bis maximal 10 Punkte genadelt.
Bei akuten Erkrankungen benötigt man weniger Behandlungen, wählt kürzere Behandlungsintervalle und mehr lokale Punkte.
Bei chronischen Erkrankungen sind die Abstände zwischen den Behandlungen länger und es werden mehr Fernpunkte verwendet.
Die Stichtiefe ist verschieden und richtet sich nach der Lage des jeweiligen Punktes.
Es darf kein Dauerschmerz ausgelöst werden, dann ist die Nadel zu entfernen.
Statt Nadeln kann auch ein Akupunkturlaser zum Einsatz kommen.


Moxibustion, Moxa

Unter Moxa versteht man eine gezielte Wärmezufuhr auf Akupunkturpunkte durch Verglühen von getrockneten Beifußblättern (Artemisia vulgaris).
Auf diese Weise wird der Nadelreiz zusätzlich durch Wärmeeinwirkung verstärkt, vorwiegend
bei Erkrankungen, die durch den klimatischen Faktor Kälte hervorgerufen werden.
In der Tiermedizin verwendet man hierfür hauptsächlich Moxazigarren, die an den Akupunkturpunkt gehalten werden oder Moxakegel,
die direkt auf die Metallnadeln aufgesetzt werden.